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#32 Geschichtsträchtiges Vietnam

Ho Chi Minh / Vietnam

13. Oktober 2023 – 16. Oktober 2023

Die knapp 9,3 Millionen Einwohnerstadt Ho Chi Minh (inklusive Randbezirke, Stand 2023) besuchten wir mehr für die Durchreise als für die Stadt selbst. Es gibt hier eine „Book Street“, die nett zum Flanieren ist und auch eine kleine Notre Dame. Diese war während unseres Besuches aber aufgrund von Renovierungsarbeiten hinter einem Gerüst versteckt. Direkt nebenan findet man auch das „Alte Postamt von Saigon“ und in unmittelbarer Nähe befindet sich der Wiedervereinigungspalast, den wir an diesem Tag aber aussparten. Auch das Kriegsrestemuseum ließen wir bei unserem Besuch in der Millionenstadt aus, da uns eine geführte Tour bei den Cu Chi Tunneln bevorstand.

Ein Achterl Wissen:

Wie kam die Stadt zu ihrem Namen und warum ist „Saigon“ auch heute noch ein weit verbreiteter Begriff?

Ein kleiner Einschub, bevor wir ich mit dem Achterl Wissen anfange: Die politische und geografische Geschichte von Vietnam, Laos und Kambodscha ist sehr komplex und es sprengt den Rahmen meines Wissens und meiner Recherchefähigkeit, als dass ich hier ganz genaue Angaben machen kann. Aber ich werde mein bestmögliches Versuchen, euch einen guten Insight in das Thema zu geben. Los geht’s!

Khmer Reich
Quelle: Javierfv1212, CC0, via Wikimedia Commons / https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Map-of-southeast-asia_900_CE.png

Vom 9. Jhd. n. Chr. bis knapp Mitte des 15. Jhd. n. Chr. existierte das sogenannte „Khmer Empire“. („Khmer“ bezeichnet nicht nur die Bevölkerung Kambodschas, sondern auch die dort gesprochene Sprache) Dieses erstreckte sich im Südwesten vom heutigen Phuket bis zum heutigen Mekong-Delta Vietnams im Südosten. Der nördlichste Punkt des Reichs markiert die heutige Grenze zwischen Laos und China und auch weite Teile von Thailand sowie Teile Myanmars und Westvietnams gehörten zu diesem Reich. 

Es gab dann natürlich unzählige Kriege mit den umliegenden Königreichen und auch innerhalb des Khmer Reichs und Vietnams gab es Machtkämpfe. Während der vietnamesischen „Nguyen Dynastie“ von 1802 bis 1883 wurde dann der Süden des Landes, also das heutige Mekong-Delta und die Region um (das heutige) Ho Chi Minh zurückerobert. Das Land, welches damals den Namen „Đại Việt“ oder auch „Annam“ trug, vereinte nun erstmalig den Norden und den Süden. Der Name sollte in dieser Zeit auch auf „Nam Việt“ geändert werden, da es aber zu einer Verwechslung mit einem ehemaligen Königreich kommen könnte, wurde der Name schlussendlich auf das heutige „Việt Nam“ geändert.

Long story short: Durch das große Khmer Reich gibt es im Süden Vietnams nicht nur unzählige Khmer Tempel, sondern auch viele Bewohner, die diese Sprache sprechen und vietnamesisch als Zweitsprache oder gar nicht beherrschen.

Was hat das Ganze nun mit dem Namen „Saigon“ zu tun? Nun ja. Im damaligen Khmer Reich war das heutige Saigon als „Prei Nokor“ bekannt. „Prei“ = forest; „Nokor“ = Town (natürlich in der Sprache der Khmer). Kurzum: „Forest town“ also „Stadt im Wald“.  Aufgrund von Fehlern bei der Übersetzung und Überlieferung wurde mit der Zeit „Prei“ zu „Rei“ zu „Rai“ und schließlich zu „Sai“ und auch „Nokor“ wurde zu „Kor“ und dann zu „Gon“. „Saigon“ gibt es also praktisch nur, weil es einen Fehler bei der Überlieferung gab. Es gibt noch weitere Vermutungen, wie es zur Namensgebung kam, aber ich vertraue hier am besten meiner vietnamesischen Quelle! 😊

Den Namen „Ho Chi Minh“ erhielt die Stadt nach der Wiedervereinigung Vietnams im Jahre 1976 zu Ehren von „Hồ Chí Minh“. Dieser war Präsident der Demokratischen Republik Vietnam (kurz: Nordvietnam), welche den Krieg gegen Südvietnam im Jahre 1975 gewann.

Quellen: https://en.wikipedia.org/wiki/Khmer_Empire

https://en.wikipedia.org/wiki/History_of_Vietnam

https://vinpearl.com/en/meaning-of-saigon-historical-and-fun-facts-about-this-city#:~:text=Huynh%20Tinh%20Cua's%20book%2C%20the,as%20a%20%22town%20in%20the

https://de.wikipedia.org/wiki/H%E1%BB%93_Ch%C3%AD_Minh

https://de.wikipedia.org/wiki/Nordvietnam#Vietnamkrieg_und_Wiedervereinigung

Panzer
Vor den Cu Chi Tunneln besuchten wir noch eine Einrichtung, in welcher die Nachkommen von jenen Menschen arbeiten, die während des Vietnamkriegs mit dem Entlaubungsmittel „Agent Orange“ in Berührung gekommen sind. Dieses Gift wirkt nicht nur bis zu 100 Jahre in der Natur, genauer gesagt in Flussbetten oder am Meeresgrund nach, es werden nach wie vor noch viele Kinder mit Fehlbildungen oder hormonellen Störungen geboren. Die häufigsten Probleme sind hierbei Missbildungen oder das Fehlen von Gliedmaßen, aber auch Krebs ist eine Folgeerscheinung des Giftes. (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Agent_Orange#Sch%C3%A4den_und_Probleme_bis_heute) 

Tunneleingang
Bei dieser Einrichtung können diese Menschen trotz Behinderung einer Tätigkeit nachgehen. Sie praktizieren hier das „Lacquer painting“, eine in Vietnam bekannte Art der Malerei und arbeiten in ihren Kunstwerken auch mit zerstoßenen Eierschalen   (Der Vollständigkeit halber erwähne ich hier noch den Namen der Organisation: „Handicapped Handicrafts“). Bei den Cu Chi Tunneln wurde uns die Geschichte des Vietnamkriegs nähergebracht und die verschiedenen Fallen des Vietcongs gezeigt. Eine Falle schlimmer und schmerzhafter als die andere und auch das Tunnelsystem des Vietcongs ließ dem Gegner kaum eine Chance zu überleben! Wir selbst durften durch einen kurzen Abschnitt der Tunnel krabbeln und es war ein sehr beengendes Gefühl. Trotz der kleinen Lichter am Boden war es recht finster in den Gängen und auch die Luft war stickig und erdig. Ich war sehr froh, als wir nach etwa 5 Minuten Herumkrabbelei wieder das Licht des Tages erblickten und frischte Luft atmeten. Unser Besuch bei den Cu Chi Tunneln war außerdem von ständigen Schüssen begleitet, da sich auf dem Gelände auch ein Schießstand befindet. Das ganze Ambiente gab uns so einen guten Einblick in jene Zeit, als hier der Vietnamkrieg den Alltag der Menschen beherrschte. 

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